Käferclub Obergrafendorf

Umbau auf 12 Volt





Der Umbau von 6 auf 12 Volt ist bei allen Käfern relativ problemlos durchführbar. Je nach Modelljahr ist jedoch mit etwas unterschiedlichem Aufwand zu rechnen. Zumindest alle Typ-1- und Typ-2-Fahrzeuge ab November 1962 büßen durch den Umbau nichts an Originalität ein, denn ab diesem Zeitpunkt erfolgte bereits teilweise eine M-Ausstattung mit 12-Volt-System (z. B. bei Polizei - und Feuerwehrfahrzeugen wegen des Funkgeräts verwendet). In die Großserie eingeflossen ist die 12-Volt-Anlage beim 1300 und 1500 aber erst ab August 1967 (Fgst.-Nr. 118 000 001), beim Cabrio teilweise bereits ein Jahr zuvor. Für den schlechter ausgestatteten Standard 1200 hingegen hielt man am damals bereits technisch überholten 6-Volt-System noch bis Juli 1975 fest (12 Volt gab es aber gegen Aufpreis).

Für den Umbau sind so gut wie gar keine Änderungen in der eigentlichen Bordverkabelung erforderlich. Allenfalls ist die Verlegung von ein paar kurzen Verbindungsstrippen im Bereich der Lichtmaschine für den Anschluss des externen Reglers nötig. Vielfach hört man aber immer noch das "Jägerlatein", man benötige bei 12 Volt andere Kabelquerschnitte. Dies gehört eindeutig in den Bereich der Fabel!

Ist z. B. ein Verbraucher mit 60 Watt Leistungsaufnahme in einer 6 Volt Anlage geschaltet, so fließt ein Strom von 10 Ampere durch die Leitung (6 V x 10 A = 60 W). Bei 12 Volt kann dieser Verbraucher hingegen mit 5 Ampere bei gleichbleibender Leistung betrieben werden (12 V x 5 A = 60 W). Für den notwendigen Drahtquerschnitt aber ist allein die Stromstärke entscheidend, d. h. sinkt die erforderliche Stromstärke auf die Hälfte, so käme man sogar mit einem dünneren Drahtquerschnitt aus! Die 6-Volt-Anlage hat daher Drahtquerschnitte, die sich immer auch für 12 Volt eignen, ja sogar dann wesentlich stärkere Verbraucher aufnehmen könnten! Hinsichtlich der Isolation der Kabel bestehen keinerlei Bedenken! Letztlich gab es werksseitig eigentlich nur eine Kabelbaumausführung für beide Bordspannungen, wenn man mal von eher marginalen Unterschieden wegen der teilweise abweichenden Montagestellen der Regler absieht.

Wesentliche Nachteile des 6-Volt-Systems liegen darin, dass die niedrige Spannung bei gealterten Kabelanschlüssen ggf. nicht mehr vollständig übertragen wird, d. h. es entstehen hohe Leitungsverluste. Deshalb leuchtet das Fahrlicht auch bei 6-Volt-Fahrzeugen schwächer als bei der gleichstarken 12-Volt-Version. Auch Anlasser und Batterie sind bei 6 Volt schwächer dimensioniert und haben nur geringe Kaltstartreserven; sie eignen sich daher kaum für Motoren mit mehr als 1300 cm⊃3;. Desweiteren ist die Lichtmaschinenleistung bei 6 Volt nur ca. 2/3 so hoch wie bei vergleichbaren 12-Volt-Lichtmaschinen (Folge der Anforderung an die max. Baugröße einer Lima in Verbindung mit den dickeren Wicklungsdrähten bei 6 Volt). Diese Lichtmaschinenleistung reicht bei Betrieb im Stadtverkehr und eingeschaltetem Licht kaum zur Versorgung aller Verbraucher aus. An Heckscheibenheizung ist dann garnicht mehr zu denken ...

Zu bedenken ist ferner, dass die Lichtmaschinen-Nennleistung stets eine Spitzenleistungsangabe darstellt, die bei niedrigen Motordrehzahlen gar nicht abgegeben wird. Wenn aber die Spitzenleistung einer Lichtmaschine gerade eben ausreicht, um das Bordnetz mit dem notwendigen "Saft" zu versorgen und dabei die Batterie auch noch nachzuladen, so ist leicht nachvollziehbar, dass es bei "Schleichfahrten" im Stau oder Stadtverkehr leicht zu einem Strom-Defizit kommen kann, was eine entleerte Batterie zur Folge hat.

Übrigens: Die tatsächliche Spannungsabgabe von Lichtmaschinen ist nicht 6 bzw. 12 Volt, sondern 7 bzw. 14 Volt. Dies hängt damit zusammen, dass die Lima-Spannung immer höher als die Batterie-Nennspannung sein muss, damit die Batterie überhaupt geladen wird.


Übersicht über alle im Käfer verwendeten Lichtmaschinen.

Anlasserumbau:
In den meisten Fachveröffentlichungen wird hierzu die Meinung vertreten, der 6-Volt-Anlasser könne bei der 12-Volt-Anlage unverändert beibehalten werden. Dies wird auch durch entsprechende Berechnungen belegt. Allerdings ist die Anlasserdrehzahl dann etwas sehr hoch, was ggf. dazu führen kann, dass der Anlasser nach dem Anspringen des Motors nicht mehr schnell genug aus dem Schwungrad ausrückt und dann ggf. beschädigt wird. Also Vorsicht bei der Bedienung! Wer lieber auf einen 12-V-Anlasser umrüsten will:

Ab 08/1966 wurde die Verzahnung und der Durchmesser des Schwungrads geändert (bisher 109 Zähne, neu 130 Zähne, Durchmesser alt 272 mm, neu 276 mm). Dies hat z. B. zur Folge, dass neuere Motoren nicht ohne Ausfräsen an der Getriebeglocke an die Getriebeversion bis 07/66 passen! Es gibt ein Schwungrad aus dem ET-Programm, womit die Differenz überbrückbar ist: 1300er Motoren der ersten Bauserie (Kennbuchstabe F bis ca. Motornummer 435 000) haben ein 109er Schwungrad, was auf die geänderte Kurbelwellenaufnahme der neueren Motoren passt. Allerdings ist dieses Schwungrad einzeln kaum irgenwo noch zu bekommen. Ggf. kann ein "normales" 109er Schwungrad in einer Dreherei angepasst werden.

Bezogen auf den Anlasser ist entscheidend, welche Schwungradversion (130 oder 109 Zähne) tatsächlich eingebaut wird, denn danach richtet sich die Variante des Anlasserritzels. Es kann nicht einfach auf einen beliebigen 12-Volt Käferanlasser zurückgegriffen werden, man muss sich vorher vom Motor-Bauzustand überzeugen! Was passt aber nun?

1. Bei allen Fahrzeugen, die Motoren ab 08/1966 eingebaut haben, gibt es bei der Umrüstung auf 12 Volt keinerlei Probleme, hier passt ein beliebiger Anlasser vom VW Typ 1, 2, 3 oder 4 (Modelljahre ab 08/1966).

2. Bei den Fahrzeugen vor 08/66 kann ein Anlasser Bosch EEF 0,8/12 L1 (neue Bezeichnung 000 12 08 006 = 12 V - VW-Teilenummer 113 911 023) eingebaut werden. Der ist sehr, sehr teuer, passt aber ohne weitere Veränderungen.

3. Bei Fahrzeugen, die noch über ein altes Getriebe (vor 08/66) verfügen, in die aber ein Motor mit 130er Schwungrad eingebaut wurde, muss eine Ausgleichsbuchse in die Wellenführung des Anlassers in der Getriebeglocke eingebaut werden. Alternativ kann der freiausstoßende Bosch-Anlasser vom Automatik-Käfer oder ein Anlasser aus VW-Eigenproduktion (ebenfalls freiausstoßend) ohne diese Buchse verwendet werden.

Ein Automatik-Anlasser ist übrigens für leistungsgesteigerte, höher verdichtete Käfermotoren empfehlenswert, da er über etwa 15 % mehr Leistung verfügt.

Überblick über die gängisgsten Anlassr/Starter.

Batterie:
12-Volt-Batterien können mit 36, 44, 45, 50, 54, oder 55 AH eingebaut werden. Für die Auswahl sollte man aber sich an der Lima-Leistung orientieren. Für die Gleichstrom-Generatoren sollte die Kapazität nicht höher als 45 AH gewählt werden, da die größeren von diesen Lima´s kaum noch ganz voll geladen werden können. Das kurze Masseband der 6-Volt-Anlage muss gegen ein doppelt so langes getauscht werden (erhältlich in jedem guten Autozubehör-Laden).

Probleme können bei der 12-Volt-Umrüstung ggf. noch die Verkabelung des Warnblinkrelais, der ggf. vorhandenen Winker und der Scheibenwischermotoren bereiten. Es würde jedoch zu weit führen, hier alle Modifikationen im Detail aufzuführen. Insbesondere die Idee, einen Wischermotor aus einem anderen Modell (z. B. 1303 auf 1200) zu implantieren, hat einige Tücken! Man beachte zudem die geänderte Endablage-Richtung der Wischer bei allen Käfern (bis 08/64 nach rechts, danach links).

Aufstellung der standardmäßig umzurüstenden 6-Volt-Teile:
1
) Lichtmaschine (ggf. mit Auflagebock)
2) Lichtmaschinenregler
3) Anlasser mit Magnetschalter
4) ggf. vorhandenes Relais für den Magnetschalter über dem Getriebe (kann bei 12 Volt entfallen, schont aber das Zündschloss vor Verschleiß!)
5) Zündspule
6) Leerlaufabschaltventil bzw. Umluftabschaltventil am Vergaser
7) Heizungsspule der Startautomatik (falls vorhanden)
8) Hupe, ggf. auch Hupenrelais
9) Birnen in Hauptscheinwerfern, Standlicht, Blinkern, Rückleuchten, Kennzeichenleuchte, Rückfahrscheinwerfern, Zusatzscheinwerfern, Innenleuchte, Kontrollleuchten, Tachobeleuchtung, Tankuhr (falls separat) und Zusatzarmaturen (diese müssen ebenfalls auf 12 V umgebaut werden)
10) Abblendrelais (soweit vorhanden)
11) Warnblinkrelais, Blinkrelais
12) Scheibenwischermotor
13) Heckscheibenheizung (falls bei 6 Volt vorhanden)
14) Batterie (inkl. Masseband, Halterung und Abdeckung)