Käferclub Obergrafendorf

Ein Testbericht

Tja, da war es um ihn geschehen. Ruhe er in Frieden! Und alles nur, weil es in Mexiko ein neues Gesetz gibt, das Taxis vier Türen vorschreibt! Um Fahrgäste davor zu schützen, von falschen Taxifahrern ausgeraubt zu werden. Da der Käfer nur vorne Türen hat, können sie aus ihm ja nicht fliehen... Kann man verstehen, schade ist es allemal. Da der wichtigste Markt jetzt wegbricht, war dies das Ende einer Ära. dabei lieben die Mexikaner doch den Käfer wie früher (und heute immer noch?) wir Deutschen, wie uns hat er auch sie mobil gemacht.

Doch genug lamentiert. HÖRET, WAS ICH ZU SAGEN HABE!

Zunächst eine Warnung: jeder, der in einen Käfer einsteigt oder ihn sogar fährt, steigt mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht wieder aus. Aber: wer sich einen anschaffen will, muss wissen, dass er einen automobiles lebendes Fossil kauft. Sucht euch schon mal die Nummer der nächsten Käferteilehändlers, vom VW-Vertrags-Mann habt ihr leider meist nicht viel zu erwarten.

Zu überlegen sind außerdem:

1.) MOTOR: Jeder kennt das typische Rasseln eines Käfers. Aber man muss bedenken, dass er sehr, sehr laut wird, und ob man gewillt ist, überall hin mit nur 34 PS zu gondeln. Zumal man von Motor eh nicht viel beim Fahren hört, da der Motor ja ganz hinten ist, dafür rangst das Getriebe mit rauher Stimme sein Lied. Bei eingetragenen 112 KM/H (ja, 112, laut Schein und Brief; hab ihn aber auch schon bei Tacho 120 gehabt) ist Schluss. Außerdem ist er nicht gerade ein Kostverächter: 8-9 Liter Normalbenzin müssen einkalkuliert werden. Wenigfahrer machen dies zwar mit dem wohl billigsten Versicherungstarif auf dem deutschen Markt wieder wett; dennoch sollte man lieber zwei Mal überlegen. Tip: Bei Bergab-Staus Motor und Radio aus, um viel Benzin zu sparen, da ja dadurch kein Helfer wie Servolenkung ausfällt (siehe auch weiter unten!).

2.)KAROSSERIE: Es gibt dieses geniale Bild, auf dem Porsche vor einem Frühstücksei sitzt und die Idee für die Form seiner Schöpfung hat. Diese Form ist einfach sympathisch; sie hat alles, was früher Autos ausmachen: echte Kotflügel, Trittbretter usw. Man könnte einen Käfer knuddeln. Aufpassen muss man aber, dass man sich die Kleider dabei micht mit Rost versaut, dem natürlichen Feind des Käfers. Er kann überall nisten und brütet innerhalb kürzester Zeit. Die Beseitigung erfordet eine Menge Zeit und Geduld, oder Geld. Dafür sind Ersatzteile konkurrenzlos günstig. Müssen sie auch, es gibt immer was zu tun; fröhliches Basteln;)

3.) TECHNIK: Kann jeder Dorfschmied mit seinen einfachen Werkzeugen reparieren, falls ausnahmsweise was kaputtgeht; normalerweise ist sie unverwüstlich. Gute, alte Technik... man merkt es auch beim Fahren: Keine Helfer wie Servolenkung oder gar elektrische Helfer wie ABS unterstützen den Fahrer; nicht einmal einen Bremskraftverstärker gibt es, da heißt es schwitzen im Stadtverkehr; bei Stau spart es eventuell ein wenig Benzin (siehe oben). Die Lüftung ist ein Fall für sich: OHNE Gebläse ist sie auf Fahrtwind angewiesen; an der Ampel helfen die genialen Ausstellfenster aus. Ähnliches gilt für die Heizung, doch steht man an der Ampel und und es ist kalt, hat man entweder ein Problem oder einen guten und sauberen Scheibenschwamm. Die Bedienung und Armaturen dürften dagegen niemanden überfordern:).

4.) PLATZ: Wie in Gottes Namen konnte man mit einem Käfer und einer 5-köpfigen Familie Urlaub in Italien machen??? Vorne nur eine Art übergroßes Handschuhfach, hinter den Rücksitzen genauso; was in diese beiden \"Kofferäume\" nicht hineinpasste, musste und muss woanders verstaut werden. Hinten ist es relativ eng, dafür hat man vorne Fußraum für 2,50 Meter-Menschen. Kopffreiheit war sowieso nie dass Problem.

5.) FAHRVERHALTEN: entspricht der Motorisierung. Keine modernen Federbeine beim 1200er; jede Unebenheit wird erst vom Rückgrad angefedert und bringen das ganze Fahrzeug zum schwanken. Seitenwind mag der Käfer nicht, da regiert er wie ein störrischer Esel. Und so gefühlvoll bremsen, dass er nicht nachwippt ist mir noch nicht gelungen.

6.) WINTER: Schön. wenn man grinsend an all den großen Benz, Bmw und Audi vorbei ungerührt den berg hochschnüren kann!! ;-) Geht nicht gibst kaum mit dem Auto, eds kommt überall hoch; nur auf das Heck muss man höllisch aufpassen!!!
Rückwärts fährt er sich wie ein ganz Großer: Fenster auf, Schädel raus und an den herrlichen Rundungen vorbei nach hinten geschaut, weil die Heckscheibenheizung mal wieder heillos überfordert ist und die Seitenscheiben eh nicht freizubekommen sind! Jeder hat seine kleinen Schwächen (grins).
Allerdings sollte man regelmäßig den Unterbodenschutz auf einer Bühne kontrollieren, schon ein kleiner Riß darin kann Durchrostungen zur Folge haben. A, besten ist es, vor und nach dem Winter die ganze alte Pampe abzukratzen und neu Dannzukleisetrn, sonst dringt (Salz-)Wasser unter das meist verwendete Bitumen und frißt dir im Sommer weiter am Blech. Eine alternative ist transparentes Wachs, um Roststellen fühzeitig zu entdecken, ohne alles runterholen zu müssen. Der 72er erweißt sich in diesem Zusammenhang als robuster denn der 82er, was am der besseren Blechqualität der Europaversion liegen soll. (Laut Werkstattmeister ist er auch rosresistenter als die Opel der 80er und 90er wie E-Kadett, Omega und A-Corsa- Grins)

Fazit: Es könnte Leute geben, die sich überlegen, einen Käfer zu kaufen, um ein \"cooles\" oder \"schnuckliges\" Auto zu haben. Macht euch klar, auf was ihr euch da einlasst. Ein Käfer ist ein Freund, und in Freundschaften muss man investieren, vor allem Zeit und Gefühl. Wer einen Käfer nur fahren will, ohne sich um etwas kümmern zu müssen, sollte etwas Geld haben oder riskiert des Exitus seines Weggefährtes.
Wäre doch schade, oder?
Wahre Fans können natürlich nichts falsch machen. Man baut eine ganz andere Beziehung zum Auto auf, wenn man erst mal Stunden lang sich die Finger versaut hat und auf dem Boden die Nieren verkaltet. Dann weiß man, was man am Käfer hat, und wird seine Wahl nie bereuen. Für mich zumindest gilt das! Er hat ein zuverlässiges, treues Gefährt und ich habe einen neuen Freund gefunden. der Hilft euch auch, Kontakte zum anderen (politisch korrekt: eventuell auch zum gleichen)Geschlecht zu knüpfen:). Viel Spaß!!!

P.S: Schaut euch nach Käferclubs um, es lohnt sich, billige Ersatzteile, Hilfe und Gleichgesinnte garantiert.

Fazit: Beim Kauf jemanden mitnehmen, der sich mit dem Käfer & seinen Mängeln auskennt.Fossil. Einfach Kult!